Vogelbeobachtung in Ostfriesland
In den letzten Jahren war ich mehrfach für einige Tage in Greetsiel in Ostfriesland und habe dabei unter anderem auch die Möglichkeit genossen, zahlreiche Vogelarten zu beobachten, die man bei uns im Ruhrpott nicht oder nur sehr selten zu sehen bekommt.Eines der besten Beobachtungsgebiete sind die Hauener Pütten in Sichtweite des aus den Ottofilmen bekannten gelbroten Pilsumer Leuchtturms. Es handelt sich um beim Deichbau entstandene Kleigruben, die sich zu Gewässern mit einer ausgedehnten umgebenden Schilfzone entwickelt haben.
In den letzten Jahren waren im Frühjahr und Herbst Teile der Gewässer trocken gefallen und die ausgedehnten Schlammflächen lockten Watvögel (Limikolen) in großer Zahl an, die dort unter anderem aus Beobachtungshütten hervorragend zu sehen waren. Das war in diesem regenreichen Jahr leider nicht der Fall. Außer zwei Pfuhlschnepfen zeigten sich dort in der letzten Woche keine Watvögel. Es waren zwar die für die dortigen Gewässer üblichen Wasservogelarten anwesend (z.B. Löffelente, Krickente, Schnatterente, einzelne Spießenten, Brandgänse), aber seltene Gäste konnte ich im Gegensatz zum Frühjahr, als zahlreiche Schellenten das Gewässer aufsuchten, nicht beobachten. Bartmeise-Männchen Foto und Copyright W. van de SandFoto und Copyright Wilfried van de SandDennoch hatten die Hauener Pütten auch in diesem Jahr wieder ein Highlight für den Ornithologen in mir zu bieten. Hatten mich im Frühjahr in den Vorjahren die hübschen Blaukehlchen begeistert, die in mehreren Paaren in den Schilfbeständen brüten und gelegentlich selbst auf Straßenschildern ihr Lied erklingen lassen, war es dieses Mal ein anderer wunderschöner Singvogel, den ich in einem Trupp von etwa 10 Tieren in den Schilfbeständen bei der Nahrungssuche an den Schilffruchtständen beobachten konnte.Die Bartmeise, die ihren Namen von den beiden dunklen Streifen haben, die vom Auge aus im ansonsten grauen Kopf der Männchen kontrastreich nach unten verlaufen, fielen mir durch ihre mir unbekannten Rufe zwischen den Schilfstängeln auf, bevor ich sie zu Gesicht bekam. Immer wieder flogen sie dann aus dem Schilf kurz auf, um sogleich an etwas anderer Stelle tief in den „Schilfwald“ einzutauchen, und zwar so tief, dass sie nicht mehr zu sehen waren. Deshalb dauerte es eine Weile bis ich das erste Tier, ein recht unscheinbar zimtfarbenes mit hellem Brustbereich ausgestattetes Weibchen, das sich an die Spitze eines Schilfhalms setzte, zu Gesicht bekam. Nach geduldiger Suche entdeckte ich dann im Laufe der nächsten halben Stunde weitere Weibchen und auch zwei der prächtig gefärbten Männchen. Bartmeise-w, Foto und Copyright W. van de SandFoto und Copyright Wilfried van de SandBartmeisenbilder und Infos Bilder und InfosSingvogelgalerie W.van de Sand mit Bartmeise und BlaukehlchenAuch in den Vorjahren hatte ich schon Ausschau nach dieser Art gehalten, da mir eine andere Ornithologin davon berichtet hatte, dass die Art zur Zugzeit dort häufiger in kleinen Trupps zu sehen ist, was auch Meldungen bei ornitho.de bestätigten.Bisher war es mir aber nicht vergönnt gewesen, die ungewöhnliche Art mit ihrem auch im Flug auffallenden langen Schwanz, durch den sie wie eine Maxi-Ausgabe von Schwanzmeisen aussehen, zu entdecken. So war meine Freude groß, dass dies in diesem Jahr gelang.