Efeu - Letzte Nektartankstelle vor der Sommerausfahrt
Bevor ich vor etwa 6 Jahren begann, mich intensiver mit Insekten und insbesondere Wildbienen zu beschäftigen, war der Efeu für mich nur eine Pflanze, die gut für Hausbegrünungen geeignet war.Erst seit meiner Begeisterung für Wildbienen wurde mir bewusst, dass der Efeu zwar unscheinbare, aber bei Insekten sehr geschätzte Blüten besitzt, die auch deshalb von besonderer Bedeutung für die Insektenwelt sind, weil sie erst sehr spät im Jahr blühen, wenn nur noch wenige andere heimische Blütenpflanzen als Nektar- und Pollenquelle zur Verfügung stehen.Bei meiner Einarbeitung in die Wildbienen erfuhr ich, dass es eine auf Efeu spezialisierte Wildbiene gibt, die erst 1993 von Schmidt & Westrich als eigenständige Art erkannt und beschrieben wurde. Dabei handelt es sich um die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae, ausführliche Informationen zu der Art finden sich auf der Seite von Paul Westrich), die um 2018 herum nach meinen Literaturrecherchen und Auskünften meines Wildbienen-Mentors Bernhard Jacobi von Süden her auch in unsere Region vorgedrungen war. So begab ich mich seit 2018 während der Efeu-Blüte auf die Suche nach Vorkommen der Art im mittleren Ruhrgebiet und konnte sie bereits im ersten Jahr der Suche an mehreren größeren Efeubeständen in Gelsenkirchen nachweisen. Bei der nach Norden erweiterten Suche fand ich sie ab 2021 nach zuvor mehrjähriger vergeblicher Suche an diesem Efeustandort auch an einem größeren blühenden Efeu-Bestand im Eingangsbereich der ehemaligen Zeche Leopold in Hervest-Dorsten, dem bisher nördlichsten Beleg der Art in unserer Region.
Während der Suche nach der Efeu-Seidenbiene, die übrigens zu den Arten gehört, die ihre Nester in lehmig-sandigen Böden anlegt, stellte ich fest, dass der Efeu bei zahlreichen anderen Insekten sehr beliebt ist. Andere Wildbienenarten inklusive Hummeln, Fliegen, Schwebfliegen, Wespen, Hornissen und Schmetterlinge sind in erheblicher Artenvielfalt daran anzutreffen. (s. Bildgalerie)Deshalb sollte man blühende Efeubestände unbedingt erhalten und auf keinen Fall in der Blütezeit zurückschneiden. In meinem Garten blüht nunmehr im zweiten Jahr ein kleiner Efeubestand, den ich in eine abgestorbene Konifere hineinwachsen lassen habe.
Er bildet an den Endzweigen inzwischen recht zahlreiche Blütenstände, die in diesem Jahr (2024) unter anderem auch von der Efeu-Seidenbiene, Andrena scotica und Andrena haemorrhoa besucht wurden. (Zum Auftreten von ansonsten früher im Jahr fliegenden Wildbienen siehe auch die Veröffentlichung von Bernhard Jacobi und mir aus dem Jahr 2023: Spring bees' activity during late summer and autumn 2018 in North Rhine-Westphalia, Germany, with some thoughts on changes of voltinism, https://www.bswr.de/service/online-publikationen) Diese sind auch deshalb so wertvoll für die Insekten, weil die über einen relativ langen Zeitraum blühen. Dabei öffnen die die endständigen Blütenstände eines Triebes zuerst und während dieser bereits Früchte entwickelt, blühen die seitlichen Blütenstände nacheinander auf.
1. An Efeu Pollen sammelndes Weibchen der Efeuseidenbiene - 2. Efeuseidenbienenmännchen - 3. Andrena scotica Weibchen auf Efeu - 4. Andrena scotica-Männchen an Efeu - 5. Andrena scotica Männchen im Abflug auf Efeu
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