Der Stahlblaue Grillenjäger (Isodontia mexicana) ist im Ruhrpott angekommen
Bei einem Urlaub in Bayern machte ich 2020 Bekanntschaft mit einer ungewöhnlichen durchgängig schwarzen großen Grabwespe, die Bernhard Jacobi nach meiner Rückkehr anhand des Fotos als Isodontia mexicana, den Stahlblauen Grillenjäger identifizierte. Im August und September dieses Jahres beobachtete ich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer zunächst an blühendem Porree und wenige Tage später an Goldrute eine große schwarze Grabwespe, bei der es sich nur um die genannte unverwechselbare Art gehandelt haben muss. Leider gelang es mir auch nach längerer Lauer an den beiden großen Insektennisthilfen auf dem Gelände nicht, die Art dort abzulichten. Sie legt ihre Nester in Röhren, wie denen in Insektennisthilfen an. Dort sollte vermehrt auf die Art auch hier geachtet werden. Von ihr belegte Röhren dürften durch die von ihr als Verschluss genutzten längeren Grashalme, die aus der Röhre herausragen, leicht erkennbar sein.
Stahlblauer Grillenjäger (Isodontia mexicana) an Goldrute, Juli 2020, Salzachufer bei LaufenAls ich Bernhard von meinen Beobachtungen erzählte, berichtete er, dass er vor wenigen Tagen die Art auch in seinem Oberhausener Garten beobachtet habe, zunächst aber auch ohne sie ablichten zu können. Dies ist ihm inzwischen aber sowohl an Goldrute, als auch an Efeu geglückt (https://www.flickr.com/photos/29697818@N03/54009549059/). Also ist auch an letzterem auf die Art zu achten. Die an den Blüten beobachteten Tiere versorgen sich dort selbst mit Nahrung. Für die Brut werden, wie der Name sagt, ausschließlich Tiere aus der Verwandtschaft der Grillen in die Niströhren eingetragen, wo die betäubten Tiere als Nahrung für die Larven dienen. Bei uns kommen als Brutproviant unter den von der Art bevorzugten kleineren Langfühlerschrecken die auf ehemaligen Industriestandorten vereinzelt vorkommenden Weinhähnchen und auch in Gärten Eichenschrecken und vermutlich auch Punktierte Zartschrecken in Frage.
Punktierte Zartschrecke (Leptophyes puntatissima), Weibchen mit Legestachel, Garten, 07.09.2024, mögliche Beute des GrillenjägersUns waren bisher keine Berichte über Isodontia im Ruhrpott bekannt. Der ursprünglich in Nord- und Mittelamerika beheimatetet Grillenjäger wurde in den 1960er Jahren nach Südfrankreich eingeschleppt und hat sich seitdem in Europa auch weiter nach Norden ausgebreitet und wurde 1997 erstmals von Westrich in Deutschland nachgewiesen. Ausführliche Informationen zu der Art mit üppigem Bild– und Videomaterial finden sich auf seiner Webseite: https://www.wildbienen.info/forschung/beobachtung20200817.phpIn den letzten Jahren mehrten sich Berichte aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz (Literaturhinweise siehe vorausgehenden Link) Niedersachsen (AMPULEX Nr. 14, als PDF auf ampulex.de herunterladbar) und Berlin (https://berlin.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/arten/hautfluegler/grillenjaeger/30681.html). In NRW ist die Art schon länger aus dem Köln-Bonner Raum bekannt (https://www.turmhof.net/aktuell-stahlblauer-grillenjaeger-in-wahner-heide-entdeckt,404.html; (https://www.klimapark-koeln.de/beobachtungen-im-klimapark/). Es war also nur eine Frage der Zeit, wann sie auch bei uns eintreffen würde.Nachtrag: Nach dem Lesen des Beitrages wurde ich von Jonas Mittemeyer, der die Art schon 2022 in Ennepetal-Büttenberg gefunden hatte, darauf hingewiesen, dass es bei Observation.org zahlreiche weitere Fundangaben für die offensichtlich in massiver Ausbreitung befindliche Art gibt. Daraufhin fand ich dort einen Fund aus Mülheim vom 12.07.2020 und jeweils einen aus Duisburg und aus Oberhausen und mehrere aus Essen aus dem Jahr 2022. Im südwestlichen Teil des Ruhrpotts ist die Art also schon etwas länger unterwegs.