Filmempfehlung: Arten schützen - aber wie? Ein neuer Masterplan für die Natur
https://www.arte.tv/de/videos/103507-000-A/arten-schuetzen-aber-wie/
Am heutigen Regentag habe ich mir einen außergewöhnlich guten 45-minütigen Film über die Herausforderungen des Artenschutzes und die Leitbilder für die Zukunft aus der ARTE-Mediathek angeschaut, den ich unbedingt allen an Naturschutz Interessierten und an der Umsetzung von Maßnahmen Beteiligten empfehle, um gewisse Zusammenhänge verdeutlicht und Anregungen für die eigene Arbeit zu bekommen. Aus eigenem Interesse habe ich zu den gezeigten Projekten im Netz recherchiert und kann deshalb hier für Interessierte Links zu weiterführenden Seiten geben.
An zahlreichen Beispielen werden zwei Kernaussagen des Filmes „Unterschiedliche Arten brauchen unterschiedliche Ziele und Maßnahmen“ und „Landschaften, die offen gehalten werden und Wildnis. Beides ist nötig, wenn man möglichst viele Arten schützen will“.
Oft hat man als Naturschützer ja den Eindruck, dass für viele Menschen Naturschutzmaßnahmen überwiegend aus der Anpflanzung von Bäumen bestehen. Ein Problem, dass auch durch die bevorzugte Punktevergabe für Gehölzpflanzungen im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in den Naturhaushalt gefördert wird. Dem widerspricht der Film ganz vehement.
Am Beispiel des Naturparks Eifel (naturpark-eifel.de) wird dies für die offen gehaltene Dreiborner Hochfläche (dreiborner-hochflaeche.de/) ebenso aufgezeigt, wie durch die Forschungen des Schlangenspezialisten Xavier Bonnet (cebc.cnrs.fr/xavier-bonnet/) und seiner Arbeitsgruppe zum Artenrückgang in einer sich selbst überlassenen größeren Waldfläche auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Nähe von La Rochelle. Auch die Erkenntnisse aus dem Naturschutzgroßprojekt Senne (sennefuerallesinne.de: Naturschutzgrossprojekt/ ; kreis-lippe.de/ngp/ ) in Nordrhein-Westfalen verdeutlichen, dass Naturschutzzielsetzungen nur selten dadurch erreicht werden, dass man Flächen sich selbst überlässt und im Rahmen der natürlichen Sukzession eine ungestörte Waldentwicklung zulässt.
Die Bedeutung von Hecken in der Agrarlandschaft ist den meisten Naturschützern zwar schon lange bekannt, aber auch hier werden Forschungsergebnisse der Universität Rennes (agforward.eu/de/bocage-agroforestry-in-brittany-france.html) aus der französischen Heckenlandschaft Bocage (bretagne-tip.de/natur-umwelt/bocage.php) anschaulich dargestellt.
Der Wert auch kleinflächiger Trittsteine für den Artenschutz wird anhand des vom bekannten Vogelforscher Peter Bertold initiierten und begleiteten und mithilfe der Heinz-Sielmann-Stiftung umgesetzten Biotopverbund-Konzepts in der Nähe des Bodensees (mpg.de/biotopverbund-deutschland ; sielmann-stiftung.de/natur-schuetzen/grundsaetze/biotope-verbinden) eindrücklich belegt. Dass auch kleine Flächen in der intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft eine große Bedeutung für den Naturschutz haben können, will das von der Umweltstiftung Michael-Otto ins Leben gerufene und begleitete FRANZ-Projekt verdeutlichen. Dass dort ein fruchtbarer Kompromiss zwischen den Belangen des Naturschutzes und denen der Landwirte gelingt, zeigen die Beispiele (franz-projekt.de/franz; umweltstiftungmichaelotto.de/; umweltstiftungmichaelotto.de/projekte/f-r-a-n-z). In Braunschweig wird am Thünen-Institut in räumlich weitaus größeren Dimensionen erforscht, wie mehr Biodiversität auf Äckern entstehen kann (https://biooekonomie.de/akteure/portraets/biodiversitaet-von-aeckern-auf-der-spur). Last but not least wird der Entwicklung und naturschutzorientierten Pflege der riesigen ehemaligen Braunkohleabbauflächen in der Lausitz Raum gegeben und die zentralen Aussagen des Filmes dort noch einmal eindrücklich aufgezeigt (https://www.sielmann-stiftung.de/natur-erleben/erholungsorte/wanninchen; https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/brandenburg/gruenhaus/ein-naturparadies-entsteht/index.html).
Es handelt sich also um einen Film der das Thema nicht nur vielschichtig angeht, sondern auch Beispiele für gelungene Umsetzungen der Vorstellungen von einem „Masterplan für die Natur“ liefert. Absolut sehenswert!!
1. Witwenblumen- / Knautien-Sandbiene / Andrena hattorfiana - 2. Matte Natternkopfbiene/Hoplitis oder Osmia anthocopoides
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