Die Nomada wies uns den Weg - auf der Suche nach Andrena nycthemera an der Ems

Als Bernhard Jacobi, Volker Fockenberg und ich beim Treffen des Arbeitskreises Hymenopteren NRW Ende Februar in Münster einen Vortrag über Vorkommen von Andrena nycthemera an der Ems von Berit Philipp hörten, entstand in uns der Wunsch diese seltene Art selbst dort zu Gesicht zu bekommen.

So fragte ich Berit im Laufe des Treffens, ob sie bereit wäre mit uns eine Exkursion zu einem der Fundorte zu machen. Sie willigte sofort ein und wir machten in den darauffolgenden Wochen einen Termin an einem Sonnentag aus, der aber leider aus persönlichen Gründen verlegt werden musste. Am 20.3. unterahmen wir einen neuerlichen Versuch (allerdings mit Reinhard Plath statt unseres verhinderten Bienenfreundes Volker) und trafen uns in Münster nahe der Ems in einem Bereich, in dem Berit schon wenige Tage vorher nycthemera-Männchen gefunden hatte.

Zunächst war ich überrascht, dass die Art in einem intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereich auf sandigen Feldwegen lebt. Nach einigen Suchminuten entdeckte Berit auch ein Männchen, dass sie einfing und das im Beobachtungsglas nach Andrena nycthemera aussah. In diesem Bereich war aber auch die ähnliche Andrena vaga und Colletes cunicularius unterwegs.
Andrena cf. nycthemera-Männchen-1Andrena cf. nycthemera-Männchen-2

1. Andrena cf. nycthemera-Männchen-1 - 2. Andrena cf. nycthemera-Männchen-2

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Hier findet man noch ein Foto des Tieres von Bernhard Jacobi.

An einer angrenzenden Böschungskante mit offenem Boden entdeckte ich eine Nomada, die dort den Boden nach Wirtsnestern absuchte. Bei dieser Wespenbiene handelte es sich um die Frühe Wespenbiene, Nomada leucophthalma, die zwar im Ruhrgebiet Andrena clarkella als Hauptwirt hat, aber auch die gesuchte Andrena nycthemera parasitiert.

Nomada leucophthalma-Weibchen Nomada leucophthalma-Weibchen

Während wir in dem umliegenden Bereich nach Bienen suchten, kehrte ich mehrfach zu der kleinen Böschung zurück, an der ich jedes Mal die Wespenbiene bei der Nestsuche eines Wirtes beobachten konnte. So verharrte ich dann eine Weile an der Stelle und als Berit dazukam, verließ ein Weibchen kurzzeitig ihr Nest, um umgehend wieder darin zu verschwinden. Die eher beige Rückenbehaarung ließ die Vermutung zu, dass es sich um die Graue Lockensandbiene (A.nycthemera) handeln könnte. So warteten wir dort geduldig und sahen ein weiteres Sandbienenweibchen. Die Tiere erschienen aber nur so kurz, das gute Fotos nicht geschossen werden konnten.

Als Bernhard dazukam und fragte, ob wir denn die auffällige halbseitig weiße Behaarung der Hinterbeine gesehen hätten, erkannte ich auf einem – leider dem unschärfsten – der Fotos genau diese Behaarung und wir waren nun sicher, dass die gesuchte Art dort ihren Nistplatz hat.

Andrena nycthemera-WeibchenAndrena nycthemera-WeibchenAndrena nycthemera-Weibchen

1. Andrena nycthemera-Weibchen - 2. Andrena nycthemera-Weibchen - 3. Andrena nycthemera-Weibchen

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Auch der dazugehörige Kuckuck (die durchaus manchmal ähnlich ausschauende Andrena vaga wird von einer anderen Wespenbiene, Nomada lathburiana parasitiert) untermauerte die Bestimmung. Unsere Geduld wurde nun auf eine harte Probe gestellt. Wir sahen zwar noch ein Pollen eintragendes Weibchen, dass aber so schnell in seinem Nistgang verschwand, dass Bernhard trotz unangenehmer Bekanntschaft mit Schlehen- und Brombeerzweigen nicht mehr rechtzeitig zum Zuge kam. Sowohl dieses als auch die an anderen Nistgangausgängen beobachteten Weibchen ließen sich nun aber trotz längerer Wartezeit nicht mehr blicken, so dass wir die Vermutung hatten, dass die eher kühlere Temperaturen bevorzugenden Tiere ihre Flugzeit an diesem über 20°C-warmen Tag nun bereits eingestellt hatten.

Berit und Bernhard bei der Bienensuche an der EmsOffene Bereiche am Emsufer

1. Berit und Bernhard bei der Bienensuche an der Ems - 2. Offene Bereiche am Emsufer

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Auch unsere Nachsuche an Böschungsbereichen der nahegelegenen Ems verlief erfolglos. Dort entdeckten wir lediglich noch Andrena praecox, Andrena flavipes und Andrena mitis.

Andrena cf.mitis-Männchen-1Andrena cf.mitis-Männchen-2

1. Andrena cf.mitis-Männchen-1 - 2. Andrena cf.mitis-Männchen-2

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Also beendeten wir die interessante Exkursion mit dem Vorsatz im nächsten Jahr zu etwas früherer Jahres- und Tageszeit einen neuerlichen Versuch zu unternehmen, Andrena nycthemera ansehnlicher fotografisch zu dokumentieren.

Wir danken Berit Philipp noch einmal ganz herzlich dafür, dass sie sich die Zeit genommen hat, um uns das Gebiet zu zeigen.