Ein Herbsttag im Naturgarten

Da die für heute versprochene Sonne sehr lange auf sich warten ließ, entschied ich mich gegen eine längere Tour in die Natur und für einen Nachmittag in meinem Naturgarten. Dabei habe ich noch eine Menge interessanter Beobachtungen machen können. Mein Hauptaugenmerk lag auf den Pflanzen, die noch in Blüte waren, und deren Besuchern.

Die in einem der letzten Blogbeiträge besprochenen Herbstmargariten waren weitgehend abgeblüht, dafür stehen die Japan-Margariten seit der letzten Woche in voller Blüte. Neben dem noch frischen abgebildeten Ackerhummelmännchen,

Ackerhummel auf Japanmargarite Ackerhummel auf Japanmargarite

entdeckte ich noch eine stubenfliegengroße Augenstreifen-Schmeißliege (Stomorhina lunata) mit roten Augen und längs gestreiftem Rücken, der je nach Lichteinfall aber von einem metallischen Glanz überdeckt sein kann. Die namensgebenden gestreift irisierenden Augen sind bei den Weibchen auf der ganzen Augenfläche sichtbar, bei den Männchen nur am unteren Rand unter der rötlichen Färbung. Die Art legt ihre Eier in der Nähe der Eipakete verschiedener Feldheuschrecken (z.B. Grashüpfern) ab. Die geschlüpften Larven ernähren sich dann von den Heuschreckeneiern.

Augenstreifen-Schmeißfliege Augenstreifen-Schmeißfliege

Außerdem gab es an der Japanmargarite heute noch weitere Fliegenarten in verschiedenen Größenklassen und zwei Wanzenarten, bei denen es sich um eine Wiesen- und eine Blattwanze handelte.

Gemeine Wiesenwanze Gemeine Wiesenwanze

Blattwanzen-Nymphe Blattwanzen-Nymphe

Die größte der Fliegen war die zu den Schwebfliegen gehörende deutlich etwa über honigbienengroße Gemeine Keilfleckschwebfliege, die auch Wald-„Mistbiene“ genannt wird (Waldmistbiene). Ihren deutschen Namen haben alle sogenannten Mistbienen zum einen wegen ihrer Ähnlichkeit zur Honigbiene, die sie im Rahmen einer sie vor Fressfeinden schützenden Mimikry nachahmen, zum anderen aufgrund ihrer Eigenschaft ihre Eier auch in stark verunreinigten, sauerstoffarmen Gewässern (wie z.B. Jauchegruben) abzulegen, in denen sich die sogenannten Rattenschwanzlarven durch ein an die Oberfläche reichendes Atemrohr mit Sauerstoff versorgen. Die Larven filtern als Nahrung Bakterien und Bestandteile abgestorbener Pflanzen.

Wald-Mistbiene Wald-Mistbiene

Die etwa stubenfliegengroße Schwebfliege aus der Gattung Syrphus mit dem auffallenden gelb-schwarz gestreiftem Kleid ist nicht eindeutig der Kleinen (S. vitripennis) oder Großen Schwebfliege (S.ribesii) zuzuordnen, da die Männchen mit den auf der Stirn deutlich voneinander getrennten Augen nur schwer zu unterscheiden sind. Die Syrphus-Arten gehören zu den Schwebfliegen, die ihre Eier auf Pflanzen ablegen und deren Larven sich von verschiedenen Blattläusen ernähren.

Schwebfliege-Syrphus Schwebfliege-Syrphus

Die anhand von Fotos nicht näher bestimmbare nur etwa halb so große oberflächlich unscheinbar gefärbte Blumenfliege aus der Familie Anthomyiidae ernährt sich nicht nur als erwachsenes Tier, sondern auch im Larvenstadium von Pflanzen.

Blumenfliege Blumenfliege

Blumenfliege und Bohrfliege auf Japanmargarite Blumenfliege und Bohrfliege auf Japanmargarite

Ein wahrer Winzling von nur maximal 3mm ist die Bohrfliege Dioxyna bidentis, die nur bei genauerer Betrachtung der Blütenstände auffällt und sich schon als Larve von den Blütenständen von Korbblütlern, zu denen auch die Margariten gehören, ernährt.

Bohrfliege Bohrfliege

Neben den Margariten blühten noch verschiedene Formen der Ausläufer bildenden Asiatischen Wildaster (Aster ageratoides), die zu den wenigen Asterverwandten in meinem ehemals asternreichem Naturgarten gehören, die die Schneckeninvasionen der letzten beiden Jahre nicht nur überlebt haben, sondern inzwischen größere Flächen einnehmen. Neben der mit großen hellblauvioletten Blütenständen ausgestatten „Ashvi“, blüht noch eine auffallend dunkelviolett blühende Form mit dem Namen ihres Züchters „Ezo Murasaki“, die auch heute in den kurzen sonnigen Abschnitte zahlreiche Insekten anlockte.
Aster ageratoides AshviAster ageratoides mit Honigbiene Ezo Murasaki

1. Aster ageratoides Ashvi - 2. Aster ageratoides mit Honigbiene Ezo Murasaki

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Neben einigen Honigbienen waren das heute mehrere unterschiedlich gefärbte Ackerhummeln und eine Erdhummel.

Erdhummel auf Aster Ezo Murasaki Erdhummel auf Aster Ezo Murasaki

Die Kurzkopfwespen (hier die Gemeine Wespe-Vespula vulgaris), die uns das Pflaumenkuchenessen auf der Terasse verleiden können, waren auch heute wieder vermehrt auf der Suche nach Zucker, den sie in Form des Honigtaus der Großen Weidenrindenblattlaus auf Blättern und Stängeln im Umfeld der Blattlauskolonien an einer Purpurweide fanden. Dabei konnte ich beobachten, wie eine Wespe einen Asiatischen Marienkäfer, der sich den Blattlauskolonie näherte, aus deren Nähe vertrieb. Sie agierte also so, wie ich es vor einigen Wochen noch von mit den Blattläusen in Symbiose lebenden Ameisen gesehen habe, die heute nicht mehr zu beobachten waren.

Wespe an BlattlauskolonieWespe vertreibt Marienkäfer von Blattlauskolonie

1. Wespe an Blattlauskolonie - 2. Wespe vertreibt Marienkäfer von Blattlauskolonie

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Auch die beiden Asiatischen Hornissen, die sich seit Wochen den ganzen Tag über in dieser Purpurweide mit mehreren Blattlauskolonien herumgetrieben haben, kamen heute noch vereinzelt zu kurzen Stippvisiten, haben aber offensichtlich inzwischen eine ergiebigere Quelle auf einer großblättrigeren Salweide im Nachbargarten entdeckt.

Asiatische Hornisse an Salweide Asiatische Hornisse an Salweide

Während der Insektenbeobachtungen wurde ich durch laute Rufe mehrfach dazu animiert gen Himmel zu schauen, an dem große Formationen von Kranichen mit insgesamt mehreren Tausend Tieren im Laufe des Nachmittags über unseren Garten und den angrenzenden Bereich von Gladbeck und Gelsenkirchen gen Süden zogen.
Kranichzug über GladbeckKranichzug über GladbeckKranichzug über GladbeckKranichzug über Gladbeck

1. Kranichzug über Gladbeck - 2. Kranichzug über Gladbeck - 3. Kranichzug über Gladbeck - 4. Kranichzug über Gladbeck

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Im näheren Bereich wurde ich dazu gebracht, in die höheren Zweige der Weiden zu schauen, in denen neben den allgegenwärtigen Kohl- und Blaumeisen sich durch ihre typischen srisrisri-Rufe verratende Schwanzmeisen in einem Trupp von knapp 10 Tieren an den Weidenästen nach Nahrung suchten. Im Herbst ist diese hübsche kleine Vogelart, die wie ein runder Wattebausch mit Stiel aussieht, ja häufiger in größeren Trupps in unseren Gärten unterwegs.

Schwanzmeise Bild und Copyright: W. van de Sand Schwanzmeise Bild und Copyright: W. van de Sand

Schwanzmeise, Bild und Copyright: W. van de Sand

In meinem Topfgarten auf der Terrasse erfreuten mich zum Abschluss auf dem Weg ins Haus noch die Blüten zweier Sonnenbraut-Formen (Helenium x cultorum), die reichblütige „Bandera“ mit kleinen intensiv orangeroten Blütenständen und die großblütige „Waltraud“ mit ihrem orange-gelben Farbenspiel.

Sonnenbraut Bandera Sonnenbraut Bandera

Sonnenbraut Waltraud Sonnenbraut Waltraud